Sodomapfel und Grünkohl
Es gibt fast keinen Regen und keinen fruchtbaren Boden. Trotzdem ist in nur 60 Jahren, am Ufer des Toten Meeres, eine Oase mit biblischer Pflanzenvielfalt gewachsen.
"Man hat in den 60iger Jahren einfach erstmal ausprobiert, was wächst" sagt Gundi Shachal. Sie selbst lebt seit 30 Jahren im Kibbuz En Gedi. Damals hat sie das waldreiche, deutsche Siegerland gegen die Wüste am Toten Meer eingetauscht. Der Umgang mit knappen Ressourcen liegt der Umwelt-Aktivistin am Herzen. Sie arbeitet nicht nur als Reiseleiterin, sondern auch für die jordanisch-israelisch-palästinensische Umweltschutzorganisation Friends of the Earth of the Middle East.
Ficus Benjaminus und Gummibaum XXL
Der Botanische Garten von En Gedi ist einzigartig in seiner Vielfalt - eine Oase mitten in der ockerfarbenen Wüste. Rund eintausend verschiedene Pflanzen wachsen dort mittlerweile und zwar zwischen den Häusern der Kibbuzim. Denn in erster Linie war Garten als Lebensraum gedacht. Man brauchte Schatten und pflanzte Bäume. Die wurden allerdings so groß, dass man heute sogar überlegt: wer darf bleiben, Haus oder Baumriese?
Manchmal war es Zufall
"Wir haben eines Tages unsere Gewächshäuser abgeschafft, weil sich der Verkauf von Zimmerpflanzen nach Europa nicht mehr lohnte", erzählt Gundi Shachal, "und da waren Pflanzen übrig. Da haben wir hier einen Gummibaum und da einen Ficus Benjaminus eingepflanzt und die haben sich prächtig entwickelt."
Aber auch "Einheimische" sind in dem Botanischen Garten zu finden. Der Sodomapfel zum Beispiel, benannt nach Sodom, der Stadt, die in der Bibel als Synonym für den Sündenpfuhl schlechthin steht. Sodom soll am Ufer des Toten Meeres gelegen haben.
Eine andere Einheimische ist die Tamariske, die sich in dem salzhaltigen Boden von En Gedi wohl fühlt. Sie hat die Fähigkeit entwickelt, Salz durch die Blätter abzugeben.
Wadi David und Wadi Arugot
Schon in der Antike war die Oase En Gedi berühmt. Die terrassenförmig angelegten Gärten wurden mit den hängenden Gärten von Semiramis verglichen. Die Fruchtbarkeit verdankt En Gedi den vier Quellen, die die Siedlung, damals wie heute, mit Wasser versorgen. Im Wadi Arugot und im Wadi David kann man Wanderungen entlang der Wasserläufe bis zu spektakulären Wasserfällen unternehmen.
Die Geranie der Wüste
"Die meisten Pflanzen im Botanischen Garten sind grün, oder blühen nur sehr kurz" erzählt Gundi, "aber mit der Wüstenrose (Adenium obesum) ist eine Dauerblüherin in den Park eingezogen. "Das ist unsere Geranie sozusagen" lacht sie. Tatsächlich leuchten sie überall in rot und pink und versprühen mit ihren filigran ineinander verwobenen Ästen, die fast an Korallenbänke erinnern, eine üppige Exotik.
Dattelpalme und Balsam
Vor allem zwei Pflanzen haben der Oase schon seit der Antike zu Wohlstand verholfen. Die Dattelpalme und der Balsam. Während die Dattelpalme immer ihren Platz in der Oase und auch im Botanischen Garten behauptet hat, war der Balsam über Jahrhunderte verschwunden. Dabei war er berühmt als Heilmittel und Duftstoff. Wie er verarbeitet wurde, war das wohlgehütete Geheimnis der jüdischen Gemeinden. Als diese im 7. Jahrhundert von den Persern vertrieben wurden, nahmen sie ihr Geheimnis mit. Und damit verschwand nicht nur das Know-How der Balsam-Verarbeitung, sondern auch die Pflanze selbst aus En Gedi.
Erst seit ein paar Jahren ist der Balsam wieder in En Gedi heimisch und wird erforscht. Es scheint, als ob man seinem Geheimnis auf der Spur ist. Gundi Shachal hofft jedenfalls, dass die Balsam-Pflanzen, die im Botanischen Garten wachsen, der Grundstein einer neuen Zukunft für die heilende Wirkung des Balsams sein könnten.
Warum der Balsam nach En Gedi geschmuggelt werden musste, was das Besondere der Dattelpalme ist, wie Gundi Shachal in den Kibbuz gekommen ist und was der Grünkohl für eine Rolle spielt - hören Sie in der Sendung.
Kontakt:
Gundi Shachal
email: gundi21@gmail.com
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