Die alten Sorten der Tomatenfrau von Bornow
Kasachisches Stierherz, Zehn Finger von Neapel, Kosmonaut Wulkow oder russische Reisetomate - seit 20 Jahren baut Benedicta von Branca alte Tomatensorten an. Ihr Tipp: "Tomaten muss man stressen..."
Die Frau, von der dieser Satz stammt, muss es wissen. Die Bedingungen, unter denen sie vor 20 Jahren angefangen hat, Tomaten anzubauen, waren auf den ersten Blick nicht die besten. „Das klappt nie!“ hatten ihr die Einheimischen prophezeit, als sie mit ihrer Familie von Süddeutschland nach Brandenburg zog und den "Hof am Weinberge", am Rand des 213 Seelen Dorfes Bornow aufbaute. „Die Region ist eine Sandbüchse, da wächst nichts“, hieß es weiter.
In der Sandbüchse wächst nichts
Diese düstere Prophezeiung sollte sich als falsch herausstellen. Wer heute den Hof am Weinberge besucht, sieht kräftige Salatköpfe in langen Reihen wachsen, daneben rosa und weiß blühende Kartoffelpflanzen, Beete voller essbarer Kornblumen und Kapuzinerkresse und eben Tomaten.
Zwischen 160-190 Sorten baut Benedicta von Branca pro Saison an. Es macht ihnen nichts aus, in Sand zu stehen, im Gegenteil, sagt die Tomatenfrau, auch trockene Phasen stecken sie locker weg. Stress lässt sie gedeihen. Und zwar in allen Farben und Formen. Gelbe, grüne, rote, hellrosa oder sogar braune Tomaten, glatt oder gerippt, in Cocktailformat, als Fleisch- oder Flaschentomate wachsen auf ihrem Hof. Und die Sorten sehen nicht nur verschieden aus, sie schmecken auch ganz unterschiedlich.
Die zerfurchte, rote Russische Reisetomate schmeckt säuerlich frisch und eignet sich zum Naschen für den kleinen Hunger zwischendurch. Der schwarze Prinz, eine braunviolette Stabtomate mit grünem Kragen, schmeckt aromatisch süß. Die Yellow Zebra, eine gold-gelb gestreifte Schönheit schmeckt gut auf dem Brot oder im Salat, dem sie eine süße, fast obstige Note verleiht.
Kaufen kann man alte Tomatensorten vor allem auf Wochenmärkten, oder direkt bei den Anbauern. Eine ganze Reihe davon haben sich, wie die "Tomatenfrau von Bornow", auf die alte Sorten spezialisiert. Mit einer Auswahl von stolzen 900 alten Tomatensorten, steht die russischstämmige Irina Zacharias aus Passau dabei ganz oben auf dem Treppchen. Gemeinsam mit Österreichs „Paradeiser-Papst“ Erich Stekovic aus dem Burgenland, der sich rühmt, über 3200 Samen zu verfügen, von denen er ca. 600 Sorten pro Saison anbaut. Und dann gibt es noch Liebhaber-Sammler wie Gerhard Bohl. Der Mittelfranke hat es sich zur Aufgabe gemacht, so viele Tomatensorten wie möglich zu sammeln und zu tauschen. Akribisch hat er ein privates Samenarchiv aufgebaut und in einem Sortenbuch beschrieben.
Dazu kommen Tomaten-Fans, die sich in unzähligen Internetforen über Anbau und Ernte austauschen. Tomatenbegeisterte stellen Tomatenpoesie ins Netz, und wohl kaum ein Song macht in Sachen Tomate fröhlicher als das Tomatensalat-Lied von den „Wallerts“ aus Berlin.
Schöner kann ich nicht malen
Wundern tut sich die Tomatenfrau Benedicta von Branca über diese Begeisterung nicht. Hat die Tomaten-Leidenschaft sie doch selbst vor 20 Jahren so gepackt, dass sie ihren eigentlichen Berufswunsch, Malerin zu werden, aufgab und sich für die Tomaten entschied. Bereut hat sie diese Entscheidung nie: "Wenn ich meine Tomaten geerntet habe und lege sie in eine Kiste, dann sage ich mir immer. Schöner kann ich nicht malen!"
Warum ihre allererste Tomate immer noch ihre liebste ist, woran man erkennt, wann eine grüne Tomate reif ist und natürlich, warum man Tomaten stressen muss - hören Sie in der Sendung.
Außerdem hören Sie in der Sendung:
Das Tomatensalatlied von "Die Wallerts" und Auszüge aus dem Gedicht Tomaten von Elisabeth Schwaha. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich.
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