"Ich wollte einen Festsaal unter freiem Himmel"
Die Journalistin Eva Kohlrusch hat sich in dem 90 Seelendorf Künsche im Landkreis Lychow-Danneberg einen Barockgarten hochherrschaftlichen Ausmaßes geschaffen.
„Eigentlich ist das gar kein Barockgarten, sondern eine Renaissancegarten,“ lacht Eva Kohlrusch auf ihrer Terrasse, mit Blick auf die grüne Gartenlandschaft. „Aber den Namen Barockgarten hat mir die Kulturbehörde Niedersachsen verliehen, und jetzt bin ich damit einverstanden.“
Barock und Renaissance
Ihr Garten vereint beide Epochen. Barocke Symmetrie und Sichtachsen entstehen durch Ligusterhecken, die den 23.000 qm großen Park umsäumen und mit winddurchwehter Noblesse in 18 unterschiedliche Gartenräume unterteilen. Mal sind sie klar strukturiert, in geometrischen Mustern bepflanzt, dann geschwungen verspielt, mit plätschernden Springbrunnen und pausbäckigen Putten.
Unter dem Schatten von Rosenbögen, Pergolen und Bäumen laden in stillen Winkeln Teakholzmöbel zum Ausruhen, Gucken und einfach nur „Sein“ ein.
Denn der Garten ein Ort des Austausches und der Begegnung sein, so wie in der Renaissance. Ein Ort, an dem jeder seine Gedanken fließen lassen kann.
Ich dachte, ich muss den Wind und den Vogelgesang umdichten
Jahrelang hatte sich die gebürtige Hamburgerin einen Garten gewünscht, der aussehen sollte, wie aus der Zeit gefallen. Als sie mit ihrem Mann im Jahr 1993 das 50.000 qm große Grundstück in Künsche fand, griff das Ehepaar zu.
Auf einem Teil des Grundstücks grasten Pferde, der Rest bestand aus vermüllter Brache. „Aber ich hatte eine Pinwand im Kopf, mit all den Gärten und Abbildungen, die ich schon gesehen hatte“, erzählt Eva Kohlrusch. Und so legte sie einfach los.
Anfänglich rieb sie ihre Putten mit Yoghurt ein, um ihnen mit Hilfe von Schimmelpilzen im Zeitraffer zu Patina zu verhelfen. Grün und Lila sollte ihr Garten sein. Eine zurückhaltende und gleichzeitig dramatische Kombination.
Gesellschaftskolumnistin und Gartengesellschafterin
Auch beruflich hatte Eva Kohlrusch mit Dramen zu tun. Mal als erste weibliche Chefredakteurin der BILD-Zeitung, dann als Gesellschaftskolumnistin bei der Zeitschrift Bunte. Sie schrieb Gartenbücher über Besondere Frauen und ihre Gärten und dann über Besondere Paare und ihre Gärten. Auch mit Mitte 70 schreibt sie immer noch Kolumnen. Aber vor allem ist sie Gartengesellschafterin.
Besucher erwünscht
Das Tor ihres privaten Gartens steht von März bis Oktober jedem Besucher offen. Wer will, darf sich stundenlang umsehen, das eigene Picknick genießen, auf ihrer Terrasse sitzen. „Die Leute denken, hier wäre ein Cafe,“ lacht Eva Kohlrusch “aber ich biete eigentlich nur einen Platz zum Sitzen an. Wenn ich mir aber selber gerade einen Kaffee mache, dann habe ich auch eine Tasse für Besucher übrig und wenn ich da bin, können die Leute auch auf Klo."
Blick auf den Markwald
Und noch einen ganz besonderen Ort gibt es, am Rand des Barockgartens. Hellblaue Hollywood-Schaukeln laden ein, über die Wiese zum angrenzenden Markwald zu schauen. Er ist nach ihrem Ehemann, Frank Markwald, benannt. Zu seinem 80igsten Geburtstag hatten ihm Freunde 104 Bäume geschenkt, denn so alt war seine Mutter geworden. Seiner Frau hatte er versprochen: ich werde genauso alt. Aber das hat nicht geklappt. Er ist vor ein paar Jahren verstorben.
Was alles dazwischen kommen kann, wenn man einen Garten in diesen Dimensionen anlegt, was der Unterhalt eines solchen Gartens kostet und warum das jeden Cent wert ist - hören Sie in der Sendung.
Kontakt:
Eva Kohlrusch
Lucieweg 17
29439 Lüchow-Künsche
05841 - 4793
eva.kohlrusch@gmx.de
Geöffnet von März bis Oktober
Eintritt: 4 Euro
Gruppen werden um Anmeldung gebeten
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