Barbara Frischmuth und ihr unwiderstehlicher Garten
Von guten Vorsätzen für ein neues Gartenjahr - und warum manchmal „Gras“ über sie wächst. Ein Besuch bei der Gartenbuchautorin in ihrem Garten im Salzkammergut.
Der „unwiderstehliche“ Garten von Barbara Frischmuth, von dem sie in ihrem gleichnamigen Buch erzählt, liegt in Altaussee im Salzkammergut. Genauer gesagt: über Altaussee, auf 800 Meter Höhe. Das Klima ist rau, die Winter sind lang, im Sommer kann es wochenlang regnen. Ein schwieriges Terrain für einen Garten, aber ein inspirierender Ort für Schriftsteller.
Seit über 100 Jahren schätzen Autoren das grandiose Panorama, die Villen und Schlösschen und die Gesellschaft von Gleichgesinnten. Hier traf man sich zur Sommerfrische und schrieb mit Blick auf den See. Damals waren es Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler oder Hermann Broch, heute organisiert der Schauspieler und Regisseur Klaus Maria Brandauer, ein bekennender Altausseer, Lesungen und Theatervorführungen.
Das Schreiben kam zuerst
Ob es an der literarischen Aura von Altaussee lag, oder ob Barbara Frischmuth auch Schriftstellerin geworden wäre, wenn sie nicht im Jahr 1941 in Altaussee als Tochter eines Hoteliers geboren wäre – man weiß es nicht. Jedenfalls entdeckte sie das Schreiben früh für sich. Nur das „Schreiben am See“ war nichts für sie. Es zog sie in die Welt. Sie studierte Türkisch, Englisch und Ungarisch, erhielt Anfang der 60iger Jahre ein Stipendium an der türkischen Universität in Erzurum und lebte zeitweise in Ungarn, Ägypten, England, China, Japan und in den USA. Wien machte sie zu ihrem Lebensmittelpunkt. Sie schrieb Romane, Hörspiele und Theaterstücke, für die sie in schöner Regelmäßigkeit mit Auszeichnungen und Literaturpreisen geehrt wurde.
Schreiben und Graben
Die Liebe zum Garten begann später - mit einem brachliegenden Hang in Altaussee. Auf einem 1000 qm großen Areal baute sie in den achtziger Jahren mit ihrem Mann ein Haus. Erstmal für die Wochenenden und die Ferien. Der Weg zu einer fruchtbaren Gartenbeziehung war im wahrsten Sinne des Wortes steinig. Die Bauarbeiter hatten den Mutterboden verkauft, das Gelände mit Bauschutt aufgefüllt und nur mit einer dünnen Schicht Erde bedeckt.
So ist es nachzulesen in Barbara Frischmuths „Der unwiderstehliche Garten“, das am Ende einer ganzen Reihe von Gartenbüchern steht. Denn gleichzeitig mit dem Pflanzen und Säen, dem Graben und Gießen, begann sie über den Garten zu schreiben. Zuerst in einem privaten Gartentagebuch, aber irgendwann wurden richtige Bücher daraus, in denen man die Beziehung zu ihrem Garten mitverfolgen kann.
Grüne Beziehungsgeschichten
In dem Buch Fingerkraut und Feenhandschuh beschreibt sie ihre Anfänge im Garten und die Erkenntnis, dass Gartenliteratur zwar hilfreich ist, der Garten aber leider nicht lesen kann. Die Gärtnerin muss zur Tat schreiten und ausprobieren, aus Rückschlägen lernen und beharrlich bleiben.
In den folgenden beiden Gartenbüchern Löwenmaul und Irisschwert, sowie Marder Rose Fink und Maus: Meine Garten-WG präsentiert sich eine leidenschaftliche Gartenbeziehung auf Augenhöhe. Die Gärtnerin hat dazugelernt, aber auch der Garten behält seine Eigenheiten und lässt sich nicht vollständig zähmen.
In Der unwiderstehliche Garten, kommt die Beziehung nach 30 Jahren so langsam in die Jahre. Ein Ungleichgewicht macht sich bemerkbar. Der Mensch wird älter, der Garten bleibt kraftvoll. Gute Vorsätze werden gefasst. Beete sollen zurückgebaut, der Garten soll pflegeleichter werden. Aber das ist leichter gesagt, als getan.
Der Literaturgarten von Altaussee
Der Garten und das Schreiben, beides bestimmt heute Barbara Frischmuths Alltag in Altaussee. Vormittags wird im Garten gearbeitet und abends wird geschrieben. Zum literarischen Ruhm des Ortes trägt sie nicht nur als Autorin bei. Sie ist mittlerweile Obfrau des lokalen Literaturmuseums. Sie kümmert sich um Lesungen, um die Vergabe von Stipendien an Literaten und um den Literaturgarten, den sie vor dem Museum angelegt hat. Denn Schreiben und Gärtnern gehört für sie eben zusammen.
Warum es so schwer ist, den Garten pflegeleichter zu gestalten, weshalb die Iris, ihre Lieblingsblume, ihr erstmal einen Schrecken eingejagt hat, und wie der Garten sie selbst in der gemeinsamen Beziehungsgeschichte verändert hat - hören Sie in der Sendung.
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