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Das Liebesleben der Pflanzen

Eine unverblümte Kulturgeschichte

Auch Pflanzen haben „Sex“ - diese Erkenntnis ist noch gar nicht so alt. Jahrtausendelang wurde Blumen, Sträuchern und Bäumen jede Geschlechtlichkeit abgesprochen. Andererseits erinnerten die Blüten aber die Menschen auch an ihre eigene Sexualität, standen in Poesie und Malerei als Sinnbild der Fruchtbarkeit und Liebe. Dieser Widerspruch wird besonders deutlich bei der Rose. Sie wurde mit keuscher Unschuld verbunden, andererseits aber auch mit Schönheit und geschlechtlichem Verlangen.

Erst Ende des 17. Jahrhunderts, mit der Erfindung des Mikroskops, setzte sich allmählich die Erkenntnis durch, dass die allermeisten Pflanzen sich geschlechtlich vermehren. Nur wenige pflanzen sich vegetativ fort, Brombeeren zum Beispiel durch Absenker, Iris durch Rhizome, oder Tulpen durch  Brutzwiebeln. Dabei handelt es sich dann um Klone. Die geschlechtliche Fortpflanzung durch Pollen und Griffel erlaubt dagegen eine ständige Neukombinationen der Gene und eröffnet der Pflanzenart damit die Möglichkeit, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen.

Dieses Buch verknüpft biologische Grundlagen mit der kulturhistorischen Entwicklung, garniert mit zahlreichen Abbildungen von Blüten und Gemälden. Ein anregender Bilderreigen, der praktisch auf jeder Seite zu einem Aha-Erlebnis führt. Und das bis zu Schluß – dass die Entjungferung auch als „Defloration“ bezeichnet wird, zeigt, wie sehr auch unser Vokabular bis heute durchsetzt ist von der Ambivalenz der Blütenwelt. (UF)

Fleur Daugey, Das Liebesleben der Pflanzen. Eine unverblümte Kulturgeschichte. Ulmer Verlag 2016. 19,90 Euro.