Weiß am Stil
Zu Besuch bei den Schneeglöckchen und ihren Sammlern auf den Schneeglöckchentagen in Nettetal
Scharlockii, Blonde Inge und Lady Elphinstore − Schneeglöckchen sind Sympathieträger. Kein Wunder, sind sie doch die ersten, verheißungsvollen Frühlingsboten. Nach langen Wintermonaten wächst mit den Schneeglöckchen die Sehnsucht nach Wärme und Licht. Es gibt sogar einen Fachausdruck, der die Liebe zu Schneeglöckchen bezeichnet: Galanthomanie. Der legendäre Gartenbuchautor Karel Čapek schrieb voller Bewunderung:
„Und ich sage Euch, keine Siegespalme, kein Baum der Erkenntnis, kein Ruhmeslorbeer ist schöner als dieser weiße, zarte Kelch am blassen Stängel, der im frostigen Wind schaukelt.“
Von der Snowdrop-Manie in England zur Galanthomanie in Deutschland
Galanthophil nennt man alle diejenigen, die Schneeglöckchen lieben. Und davon gibt es immer mehr. Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Rummel um das Glöckchen, um Züchter und Sammler in England. Mittlerweile ist die Liebe zu den Schneeglöckchen auf das Festland übergeschwappt. Der inzwischen verstorbene Günter Waldorf war der Wegbereiter für die Galanthomanie in Deutschland. Der leidenschaftliche Züchter und Sammler war der erste, der in seinem Blumengarten im kleinen Dorf Oirlich bei Nettetal Schneeglöckchentage veranstaltete, die schnell Sammler von weither anzogen.
Heute führt seine Frau Marlu Waldorf die Tradition weiter. Und die Schneeglöckchentage in Nettetal haben Nachahmer gefunden. Auch in Hamburg und Mannheim versammeln sich Sammler und Züchter, um Schneeglöckchen in allen möglichen Farben zu kaufen oder zu tauschen.
Pagode oder Ballon?
Zwischen 1000 und 2000 Schneeglöckchen-Sorten soll es geben. Da ist man sich nicht einig. Es kommt ganz darauf an, wie man minimalste Unterschiede in Form und Farbe beurteilt. Fest steht: Es gibt Schneeglöckchen mit einfachen und gefüllten Blüten, Pagoden– oder Ballonförmige. Mit grünen Blütenblättern oder gelben Fruchtknoten. Selbst rosafarben schimmernde gibt es. Und es gibt solche, die schon im Herbst oder noch im April blühen.
Schneeglöckchen für 5 bis 1800 Euro
Aber mindestens so facettenreich wie die Glöckchen, sind ihre Züchter und Liebhaber. Und die kann man am besten auf Schneeglöckchentagen, wie denen in Nettetal kennenlernen. Egal ob Schneeglöckchenpapst Joe Sharmann aus Cambrige, Schneeglöckchen-Spezialist Christian Wever aus Meerbusch, Michael Camphausen aus Bassum oder den Herrn über 800 Schneeglöckchensorten, Georg Groeger aus Ahaus, um nur die in der Sendung erwähnten Züchter zu nennen. Man kann natürlich einfach auch mal hinfahren in die Spezialgärtnereien. Und auch den Oirlicher Blumengarten, in dem rund 300 verschiedene Sorten blühen, kann man nach Absprache besuchen. Das lohnt sich übrigens nicht nur im Frühling, denn es gibt Sorten, die blühen im Herbst.Buchtipps
Einen guten Überblick über Sorten, ihre Eigenschaften und ihre Sammler bzw. Züchter liefert das Schneeglöckchen ABC von Marie-Mail Brandt. Rund 800 Schneeglöckchen beschreibt sie detailreich. Ein Schneeglöckchen-Klassiker ist das Buch Schneeglöckchen - Zauber in Weiß von Günter Waldorf. Ein Buch zum Blättern für alle, die schon Feuer gefangen haben.
Pflanztipps
Schneeglöckchen sind pflegeleicht. Humusreicher und wasserdurchlässiger Boden wird bevorzugt. Schneeglöckchen mögen einen lichten Platz an Mauern, unter Sträuchern und Laubbäumen, der Boden unter Nadelgehölzen ist ihnen dagegen zu sauer. Ideale Pflanzzeit der Zwiebeln ist der Herbst, die Zwiebeln ca. 5cm tief einsetzen. Nach der Blüte kann man zum Vermehren die Tochterzwiebeln herausnehmen und an anderer Stelle setzen.
Wer anfängt, Schneeglöckchen zu sammeln, so der Tipp der Profis, sollte mit preiswerten Sorten anfangen. Und eben diese Profis kaufen keine Zwiebeln, sondern grüne bzw. blühende Pflanzen. Nur so lassen sich die Sorten erkennen und unterscheiden.
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