Alma de l'Aigle und die Gartengesellschaft
Wie ein bedrohter Garten - vor fast 30 Jahren - Keimzelle für einen einzigartigen Verein wurde, der sich bis heute für Gartenkultur einsetzt.
„Es war eine merkwürdige Atmosphäre. Der Garten war damals schon zwei Jahre lang verlassen. Er war noch in diesem schwebenden Zustand, bevor ein Garten ganz verwildert“, so erinnert sich Uli Gröttrup an den Junitag 1991, an dem sich die Journalistin gemeinsam mit der Gartendenkmalpflegerin Martina Nath-Esser und der Kulturpolitikerin Anke Kuhbier in den Privat-Garten geschlichen hatte. „Die Obstwiesen waren noch da. Viele Rosenstöcke standen auch noch, die Wegeführung war noch so, wie Alma de l'Aigles Vater sie angelegt hatte. Auch die alte Villa stand noch. Im Keller des Hauses lagerten Berge von alten Tontöpfchen und Schächtelchen.“
Naturgarten und Lebensphilosophie
1888 hatte Friedrich Alexander de l’Aigle das Grundstück in Hamburg-Eppendorf, damals noch an der Stadtgrenze gelegen, gekauft. Auf 8000 Quadratmetern legte er aus Protest gegen die Bürgerlichkeit und ihre zugeschnittenen Gärten einen Naturgarten an. Dieser Garten war für Alma de l’Aigle (1889 bis 1959), eine der drei Töchter, Ausgangspunkt ihrer Lebensphilosophie, nämlich, dass die Beschäftigung mit der Natur die individuelle Entwicklung des Menschen fördert. Natur und Kinder waren für die Pädagogin und Rosenkennerin zeitlebens die wichtigsten Pole.
Natur und Kinder
Die Lehrerin brachte nicht nur regelmäßig Schülerinnen in ihren Garten, sie war nach dem 2. Weltkrieg auch Mitbegründerin des Kinderschutzbundes. Sie schrieb Bücher über Erziehung, Geschichten für Kinder und ein Lesebuch über die Begegnung mit Rosen. In ihrem Buch „Ein Garten“ kommt ihre Lebensphilosophie besonders deutlich zum Ausdruck. Sie beschreibt das Gartenjahr im eigenen Garten in Hamburg-Eppendorf, verwoben mit der Entwicklung von heranwachsenden Kindern. Pünktlich zu Alma de l'Aigles 130igsten Geburtstag ist "Ein Garten" bei Matthes und Seitz gerade neu aufgelegt worden.
Ein Viertel des Gartens konnte gerettet werden
Dieser so beschriebene und geschätzte Garten sollte im Jahr 1991, also nach über einhundert Jahren naturnahen Gärtnerns, einer Wohnsiedlung weichen. Doch nachdem Uli Gröttrup und ihre Mitstreiterinnen den Garten in Augenschein genommen hatten, beschlossen sie, einen Verein zu seiner Rettung zu gründen. Das ist, zumindest zum Teil, gelungen. Rund ein Viertel des Gartens gibt es noch. Heute wird er als Naturdenkmal geschützt.
Die Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur
Der Verein, den die Frauen damals gründeten, bekam den Namen „Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur“. Zur ersten Versammlung in Hamburg erschienen 50 Mitglieder. Heute ist die Mitgliederzahl auf rund eintausend angewachsen. Die Mitglieder sind bundesweit in einzelnen Zweigen organisiert. Da gibt es den Zweig Oberbayern, den Zweig Mitte Fulda Werra Leine und als jüngster Zweig ist Mecklenburg-Vorpommern dazu gekommen. Jeder Zweig organisiert selbst, womit er sich beschäftigt. Es werden Vorträge angeboten, Reisen zu historischen und zeitgenössischen Gärten veranstaltet, Schulgärten unterstützt. Mit Geflüchteten wird gegärtnert, und es wird auch ganz praktisch zum Spaten gegriffen, um öffentliches Grün mitzugestalten. In unregelmäßigen Abständen wird ein Alma de l'Aigle Preis für herausragende Leistungen in der Gartenkultur vergeben.
MitstreiterInnen gesucht
Allerdings kommen die Mitglieder langsam in die Jahre und so sieht die neue Präsidentin Friederike von Ehren ihre Aufgabe auch darin, jüngere MitstreiterInnen für die Gesellschaft zu gewinnen. Denn die Aufgaben, die sie im Sinne von Alma de l'Aigle erfüllen, werden immer vielfältiger.
Wer die Menschen sind, die sich für Gartenkultur engagieren, was Gartenkultur eigentlich bedeutet, was das Besondere an Alma de l’Aigle und ihrem Garten war und ob auch heute noch Gärten gerettet werden müssen – hören Sie in der Sendung.
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