Soll Regen geben
Königskerze, Weinrebe oder Ameisenhügel – Wetterpropheten wagen anhand der ungewöhnlichsten Phänomene Vorhersagen. Bernhard Michels ist der Generalist unter ihnen…
Wie wird das Wetter? Eine Frage, die in wilden Wetterzeiten, wie diesen, immer schwerer zu beantworten ist. Zwar können Vorhersagen Tiefdruck- und Hochdruckgebiete ankündigen und großflächig Regengebiete oder wolkenlosen Himmel abbilden. Ob der Schauer dann wirklich im eigenen Garten runterkommt oder nicht, also lokale Wetterphänomene, kann man meistens nicht ablesen. Jedenfalls nicht am Wetterbericht.
Wie das Wetter im eigenen Umfeld wird, haben Bauern seit Jahrhunderten nicht nur beobachtet, sondern sie haben Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge mit Hilfe von Bauernregeln festgehalten und weitergegeben. Und immer wieder werden von "Wetterpropheten" neue Zusammenhänge erkannt und gedeutet.
Der Schweizer Karl Hedinger ist ein Wetterprophet, der behauptet, er erkenne das Wetter am Verhalten der Weinbergschnecken. Sein Landsmann Martin Horat sagt das Wetter für die nächsten Monate durch den Griff in einen Ameisenhaufen vorher. Dem Bayern Josef Haslinger reicht der Blick auf die Königskerze für die Prognose, ob der Winter viel Schnee bringen wird.
Der Generalist unter den Wetterpropheten
Bernhard Michels aus Ostwestfalen-Lippe ist sozusagen der Allrounder unter den Wetterpropheten. Die Wetterbeobachtung ist ihm quasi in die Wiege bzw. in die Scholle gelegt. Für den Bauernsohn gehörte sie zum Alltag. Wann wird gesät, gepflügt und geerntet?
Wetter faszinierte ihn so sehr, dass schon im Alter von zehn Jahren das Schreiben zum Gucken kam. Er begann, seine Beobachtungen zu notieren. Seit viereinhalb Jahrzehnten beobachtet er die Wolken, den Wind, Tiere und Pflanzen und versucht, neue Regeln zu entdecken und alte zu überprüfen.
Blutdruck statt Hochdruck
Beruflich hat sich Michels zwar dem Blutdruck und nicht dem Hochdruck verschrieben: er ist Krankenpfleger, statt Meteorologe geworden. Aber jede freie Minute gehört immer noch dem Wetter.
Sieben Bücher über Wetter hat er schon veröffentlicht. Über altes Wetterwissen, über Bauernregeln und über alles, was man an Tierischen Wetterpropheten ablesen kann.
Siehst du die Katze gähnend liegen,
weißt Du, dass wir Gewitter kriegen.
Tiere haben nicht nur feine Sinne für’s Klima, sie haben vor allem „Antennen“ für Wetterverschlechterung, sagt Michels. Wenn ein Schlittenhund sich tagsüber im Schnee wälzt, zieht meistens schon abends ein Unwetter auf.
Die Libelle, die tief fliegt und unruhig die Richtung ändert, macht sich ebenfalls auf Regen gefasst.
Allerdings haben die wenigsten einen Schlittenhund zu Hause, aber es gibt eine ganze Reihe von "Haustieren", an denen man Wetterphänomene ablesen kann. An Ameisen, Spinnen und Schnecken, aber auch an Hund und Katze.
Hält ein Baum die Blätter lang,
macht ein später Winter bang.
Auch an Pflanzen können wir einiges ablesen, weiß Michels. Ein Blick auf die Erdbeeren oder den Frauenmantel zeigt, ob Regen im Anmarsch ist. Kleine Tropfen, die sich an den Blättern bilden sind erste Anzeichen.
Glaube nicht, wenn's regnet vor Deinem Stall,
es regnet überall.
Wenn Bernhard Michels wissen will, wie das Wetter wird, dann schaut er als erstes in den Himmel. Wolken sind immer noch die sichersten Auskunftsgeber. Wer ein paar Wolkenformationen kennt, kann sich ganz gut orientieren.
Regen im Mai, April vorbei
Bauernregeln müssen sich allerlei Verballhornungen gefallen lassen und werden als unwissenschaftliche Beobachtungen abgetan. Dabei haben sie durchaus ihre Berechtigung, meint Bernhard Michels. Jedenfalls die Bauernregeln, die sich nicht auf ein bestimmtes Datum beziehen.
Regeln, wie die des Siebenschläfers, die besagt, dass sieben Wochen lang mehr oder weniger das Wetter sein wird, wie am 27. Juni, gelten heute nicht mehr. Denn durch den Klimawandel hat sich auch die Vegetationsperiode verändert. Sie dauert heute rund 10 Tage länger als noch vor 30 Jahren.
Allgemeinere Regeln, wie "Das Wetter erkennt man am Winde, wie dem Herrn sein Gesinde" gelten laut Michels auch heute noch. Denn bei der Wolkenbeobachtung ist immer auch der Wind ausschlaggebend.
Warum die Spinne mehr "Ahnung" vom Wetter hat, als der "Wetter-Frosch", wie Wolken und Wind zusammenhängen, und auf welche Bauernregel man sich auch heute noch verlassen kann – hören Sie in der Sendung.
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