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Gemüsebauer für eine Saison

Immer mehr Menschen zieht es auf die eigene Scholle. Sie wollen selbstgezogenen Brokkoli, Lauch und Kartoffeln aus eigener Ernte auf dem Teller. Eine ganze Reihe von Ackermiet-Agenturen bietet mittlerweile Land inklusive Betreuung.
Katharina Stücker und Harald Hommes haben es zum ersten Mal getan. Sie haben sich eine Parzelle für den Gemüseanbau gemietet. Zwei Meter breit und 20 Meter lang. 40 qm Miet-Scholle, in der Nähe von Leverkusen, nicht weit von ihrem Wohnort entfernt. Die Lateinlehrerin und der Wirtschaftsfachmann haben es ihrer Tochter gleichgetan, die schon seit ein paar Jahren ihr eigenes Gemüse anbaut. Und zwar auch mit Betreuung.

 Pfad durch die Parzellen © GartenRadio.fm


So ganz ahnungslos ist Katharina Stücker zwar nicht, sie buddelte schon als Kind die Kartoffeln für das Mittagsessen aus dem Boden, bevor sie in der Schüssel dampfen konnten, aber wie man Kartoffeln, Brokkoli, Möhren oder Ackerbohnen anbaut, welches Saatgut man braucht, wie tief es in den Boden muss und wie man es von Unkraut unterscheidet, das wusste sie auch nicht mehr so genau.  Abgesehen davon, dass es ziemlich zeitintensiv ist, einen eigenen Acker inklusive Fruchtfolge zu planen und anzulegen, Saatgut vorzuziehen und genau dann zu pflanzen, wenn das Wetter passt. Denn beruflich sind Katharina Stücker und Harald Hommes ziemlich eingebunden. 

Meine Ernte – die Idee zweier Betriebswirtschaftlerinnen mit grünem Daumen

Also haben sie sich für eine Parzelle mit Betreuung in ihrer Nähe entschieden. Die Nähe ist wichtig, wenn man mindestens einmal pro Woche auf die eigene Scholle will. Sie sollte nicht zu weit entfernt vom Wohnort liegen. Die Parzelle, die das Ehepaar beackert, gehört zum Hof Jüch von Bauer Markus Vogel - ein Traditionsbetrieb in siebter Generation, der Getreide, Obst und Gemüse produziert.

Gemüse wie gemalt © GartenRadio.fm
Mittlerweile gibt es bundesweit eine ganze Reihe von Vermittlern, die Selbstversorger und Bauern zusammenbringt. Vor allem in den Ballungsgebieten, wo wenig Platz für privates Grün ist, bieten sie ihren Service an. Einige arbeiten regional, andere sind schon bundesweit unterwegs. Sie heißen Ackerhelden, Saisongarten oder Meine Ernte. Katharina Stücker und Harald Hommes haben den Acker von Markus Vogel über Meine Ernte gebucht.

Meine Ernte wurde im Jahr 2010 von Natalie Kirchbaumer und Wanda Ganders gegründet. Die Freundinnen hatten zusammen Betriebswirtschaft studiert, wollten irgendwann selber gesundes Gemüse für die Familien anbauen und in ihrer Freizeit in der Erde buddeln. Aus der Selbstversorger-Idee wurde ein Geschäftsmodell. In diesem Jahr starteten sie mit 3000 Parzellen in 26 Standorten in die mittlerweile siebte Saison. 
 
Hier beginnnt die Parzelle von Hommes/Stücker © GartenRadio.fm

Interessant für die Hobby-Gemüsebauern ist nicht nur das Land, sondern vor allem der Service, der geboten wird. Die Äcker werden bepflanzt zur Verfügung gestellt. Jede Parzelle wird mit Kartoffeln, Kohlrabi, mit Ackerbohnen oder Kürbissen - je nach Pflanzzeit - bestückt. Saisonal und regional lautet dabei die Devise der Anbieter. Die Ackermieter müssen dann "nur" noch das Unkraut in Schach halten, gießen und ernten.

Bei "Meine Ernte" hat Bauer Vogel 20 Gemüsesorten vorgepflanzt. Dazu gibt es Knowhow: in einer Einführungsveranstaltung wird den zukünftigen Gärtnern das Prinzip erklärt. Alle zwei Wochen gibt es per email den Gärtnerbrief von "Meine Ernte", in dem genau beschrieben wird, was gerade zu tun ist und immer montags beantwortet Bauer Vogel eine Stunde lang Fragen auf dem Acker. Nicht mal eine eigene Gießkanne, Hacke oder Schuffel muss man mitbringen. Die Gartengeräte warten im Gartenhäuschen auf ihren Einsatz. 

 
Harald Hommes packt zusammen © GartenRadio.fm
Service hat seinen Preis. Bei „Meine Ernte“ kostet eine ca. 45 qm große Parzelle pro Saison - also von April bis Oktober - 199 Euro.  90 qm sind für 369 Euro zu haben. Die Größe der Parzellen und die Höhe der Kosten variieren zwar von Anbieter zu Anbieter, bewegen sich aber in ähnlichen Größenordnungen. 

Einige Miet-Acker-Anbieter haben Berechnungen veröffentlicht, nach denen ein Ertrag im Wert von mehr als 600 Euro möglich ist. Aber das kommt natürlich nicht nur darauf an, welche Preise man zu Grunde legt, sondern auch auf das wachstumsfördernde bzw. -hemmende Wetter, auf mögliche Fressschäden durch Schädlinge, auf die Sorten, die mal besser oder schlechter wachsen und nicht zuletzt auf den Einsatz des Ackermieters.


Abendstimmung mit Geräteschuppen © GartenRadio.fm
Katharina Stücker und Harald Hommes haben sich eine kleine Parzelle für 199 Euro gemietet. Anfangs wollte der Wirtschaftsfachmann alles ausrechnen, was sie investiert und was sie erwirtschaftet haben, doch das haben sie irgendwann gelassen. Warum das unwichtig wurde und wie das System "Acker-Mieten" in der Praxis funktioniert erzählen sie in der Sendung.

Wir haben sie auf ihrer Scholle besucht und waren bei der "Start-in-die-Saison-Veranstaltung" bei Bauer Markus Vogel dabei...

Waschen, Trocknen, Essen - die Freuden der Ernte © GartenRadio.fm
 

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