Peter Janke: Natürlich aufgeräumt
Gartengenie, Gartenpapst - wenn es um den Gartenplaner Peter Janke geht, werden selbst Gartenprofis euphorisch. Seine Pflanzengesellschaften wirken wie Momentaufnahmen der Natur.
Naturnahe Gärten sind ein erfreulicher Trend und willkommener Gegenpol zu vermeintlich "aufgeräumten" Schottergärten. Wer aber der Natur im Garten freien Lauf lässt, merkt schnell, dass Pflanzengesellschaften eine wilde Mischung sind, denen das ästhetische Konzept des Gärtners ziemlich schnuppe ist. Da gibt es die Verdränger, die ihre Ellenbogen ausfahren und die Nachbarn überwuchern; es gibt die Zartbesaiteten, die sich bei der leisesten Störung zurück ziehen, und manche Mitbewohner lassen sich im nächsten Jahr still und leise einfach gar nicht mehr blicken.
Der HORTVS
In seinem HORTVS im nordrheinwestfälischen Hilden zeigt Peter Janke, wie die Gradwanderung zwischen Natur und Ordnung auf verschiedenste Weise gelingen kann. Das 14.000 Quadratmeter große Gelände auf dem Gebiet eines ehemaligen Rheinarms, beherbergt waldige, sonnige und sumpfige Regionen. Im Waldgarten, im Kies-, Bronze- und Silbergarten zeigt Janke, dass an jedem Standort artenreiche und naturnahe Pflanzengesellschaften möglich sind, die auch mit fortschreitendem Klimawandel zurecht kommen.
Fachwissen allein reicht nicht
Es braucht eine gehörige Portion Fachwissen, um einen Garten zu gestalten. Die Kenntnis von Bodenbeschaffenheit, Lichtverhältnissen und Bedürfnissen der Pflanzen ist wichtig, aber um Harmonien zu erzeugen, sagt Janke, sollte auch künstlerisches Verständnis dazukommen. Daran hapert es leider oft, bedauert er: “Ich bin der Meinung, dass in der Schule eine gewisse Stil-Lehre in den Vordergrund gebracht werden sollte. Brückenschläge, Wiederholungen, Rhythmik, das sind die Grundlagen, wie in allen kreativen Bereichen. Ob beim Tanzen, Malen, beim Musik machen, oder beim Gärtnern, die grundsätzlichen Gesetzmäßigkeiten sind immer die gleichen."
Der erste Schritt zur natürlichen Aufgeräumtheit
Wer in der Gärtnerei nur schwer an neuen Pflanzen vorbeigehen kann, merkt bald, dass spontane Lustkäufe im Beet wirken, wie zufällig zusammengewürfelte Passanten in der Fußgängerzone. Jankes Tipp: "Im ersten Schritt sollte sich jeder freischütteln von Erfahrungen und erlernten Strukturen und ein eigenes Ziel definieren. Am Anfang sollte man das relativ stark berücksichtigen. Jede Pflanze, die gekauft wird, jedes Dekorationselement, jedes Material, sollte zu diesem Ziel passen. Das kann von schwelgerisch romantisch, über exotisch-tropisch, bis hin zu klar bauhausartig strukturiert sein. Das muss man dann später nicht als stoisches Dogma einhalten, aber das Gärtnern macht mehr Spaß, weil ich bei jedem Element, dass ich meinem Garten hinzufüge, sicher sein kann, dass es in den Garten passt."
Tipps
Wer sich ansehen möchte, wie so eine Gradwanderung zwischen "natürlich" und "aufgeräumt" aussieht, kann den HORTVS von Peter Janke in Hilden von Donnerstag bis Samstag besuchen. Der Eintritt kostet 5 Euro. Alternativ lässt sich in dem neuesten Buch von Peter Janke "Mein Garten im Wandel des Zeitgeistes und des Klimas" mit den grandiosen Fotografien von Jürgen Becker bestens blättern. Der Becker Jost Volk Verlag stellt sogar noch ein kostenloses Plus zur Verfügung. Alle im Buch beschriebenen Pflanzen, finden sich auch in der verlagseigenen App Gardify, wie dieses App funktioniert haben wir in der Folge: Mein Garten sein ÖMI vorgestellt.
Wie Peter Janke vom Floristen zum Pflanzengesellschafter wurde, welche Rolle die "Erfinderin" der Kiesgärten, Beth Chatto in seinem Leben spielte, weshalb er nichts von künstlicher Bewässerung hält, und warum die Birken in seinem HORTVS gewaschen werden - hören Sie in der Sendung.
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