Gartenarbeit macht warm und wach
Gartenarbeit hat einen guten Einfluss auf Körper und Geist. Sie macht fit und froh, selbstbewusst und ausgeglichen. In der Gartentherapie setzt man deshalb auf Säen, Pflanzen und Ernten, um Gesundheit und Wohlbefinden zu steigern. Nutzen kann die Kraft des Gartens jeder.
Wer jetzt im Winter die ersten Primeln fröhlich in allen Farben leuchten sieht, braucht keinen Therapeuten, um zu bemerken, wie gut es tut, auf lebensfrohes Pink oder strahlendes Gelb zu schauen.
Aber es braucht Gartentherapeuten, die wissen, wie man Farben und Düfte, Bewegung und Genuss einsetzt, um Menschen mit körperlichen, seelischen oder psychischen Problemen, mit Demenz oder ADHS gezielt zu helfen. So eine Gartentherapeutin ist Anja Mühlinghaus. In einer psychiatrischen Einrichtung bestellt sie mit ihren Patienten einen Bauerngarten. Blumen, immergrüne Gehölze, Obst und Gemüse - alles wird gemeinsam gesät und gepflanzt, gegossen und geerntet.
Mit der Gartentherapeutin in der Alexianer Klostergärtnerei
Ihr Handwerk hat sie als Gärtnerin von der Pike auf gelernt. Dass wir uns in der Alexianer Klostergärtnerei treffen, ist kein Zufall. Anfang der Neunziger Jahre hat sie die Gärtnerei zusammen mit dem heutigen Leiter Marco Büttgenbach aufgebaut.
In dieser Zeit erlebte sie ganz praktisch, wie heilend Gartenarbeit wirken kann. Denn die Alexianer Klostergärtnerei ist ein ganz besonderer Betrieb. Von Anfang an wurden Menschen mit psychischer Behinderung eingestellt. Mittlerweile ist die Zahl dieser Mitarbeiter auf 120 angewachsen. Sie arbeiten in der Gärtnerei, pflegen Grünflächen, Gärten und Parklandschaften der Kunden von außerhalb.
Wer im Garten arbeitet, glaubt auch an die Zukunft
Davon ist Anja Mühlinghaus überzeugt. Und deshalb hat es ihr eine Blaufichte angetan. Noch steht sie klein und unscheinbar bei den "Alexianern". Über die Jahre soll sie zu einem stattlichen Weihnachtsbaum wachsen. Außerdem braucht die Gartentherapeutin Blumen- und Gemüsesamen für ihre Patienten, die dann, von der Aussaat über die Pflege bis zur Ernte, alles selbst erledigen.
Gartentherapie ist kein feststehender Ablauf von Tätigkeiten. Es geht darum, von Fall zu Fall zu entscheiden, wie man mit der Kraft der Natur körperliche, seelische oder geistige Beschwerden lindern kann. Gartentherapeuten machen Angebote. Jeder Patient kann sich das Passende aussuchen. Der eine liebt es, Ordnung zu schaffen, der andere möchte nur beobachten und der dritte ist stolz, wenn es ihm gelungen ist, Gemüse groß zu ziehen.
Wie wird man Gartentherapeut/in
In Deutschland wird Gartentherapie seit den 1980igern verstärkt eingesetzt. Mittlerweile gibt es ganz unterschiedliche Ausbildungswege. Weiterbildungen werden unter anderem an der Europäischen Akademie für biopsychosoziale Gesundheit in Hückeswagen, von der Caritas in Köln („Gärten helfen leben“) sowie an der Universität Rostock angeboten. Mit der Gründung der Internationalen Gesellschaft GartenTherapie im Jahr 2011 wurden erste Schritte unternommen, Weiterbildungsinitiativen im deutschen Sprachraum zu koordinieren .
Anja Mühlinghaus hat nach ihrer Gärtnerausbildung ein Sonderpädagogik-Studium absolviert und ihren Traumberuf gefunden. Die Reaktionen der Patienten überraschen sie immer wieder, zum Beispiel, als einer von ihnen schwärmte: „Gartenarbeit macht warm und wach“. Die tägliche Gartenarbeit, Beobachten wie Pflanzen wachsen und das "Draußensein" tun auch ihr gut, machen sie froh und zufrieden. Die Kraft des Gartens nutzen kann schließlich jeder.
Wie Gartentherapie in der Praxis aussieht, welche Tätigkeiten den Alexianer-Gärtnern guttun und wie jeder Einzelne seinen Garten zur Steigerung des Wohlbefindens nutzen kann – hören Sie in der Sendung.
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