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Auf Visite mit dem Pflanzendoktor

Der Rhododendron macht schlapp, auf der Kiefer krabbeln Käfer und die Thuja-Hecke bekommt kahle Stellen – ein Fall für Pflanzendoktor Jenne Packwitz.
„Wo tut’s denn weh“? lautet in der Regel die Eingangsfrage bei der Visite, wenn unsereiner zum Arzt geht. Dann folgt nicht selten die Aufforderung: „Tief einatmen - ausatmen, Zunge rausstrecken und einmal laut „Ah“ sagen“. Schließlich werden wir aufgefordert, unsere Wehwehchen zu schildern.

Zu Hausbesuchen fährt Jene Packwitz mit dem Pflanzendoktormobil © Gartenradio.fm
Das alles geht bei Pflanzen nicht. Da ist man darauf angewiesen, nur vom Symptom auf die Beschwerden zu schließen. Bedeuten die gelben Blätter Trockenschäden, oder wurde zu viel gegossen? Ist die Ursache für die braune Stelle in der Thuja-Hecke Pilzbefall, oder ein Ozonschaden? Für die Diagnose braucht man Beobachtungsgabe und Fachwissen. Beides bringen Pflanzendoktoren - so wie Jenne Packwitz. Eine gehörige Dosis Einfühlungsvermögen sollte auch nicht fehlen, erzählt er, denn Pflanzendoktoren müssen sich nicht nur um kränkelnde Pflanzen, sondern auch um besorgte Garten- bzw. Pflanzenbesitzer kümmern. 
 Im Diagnosekoffer steckt ein Mini-Labor © Gartenradio.fm
Jenne Packwitz bringt alles mit, was so ein Pflanzendoktor braucht. Der baumlange Mann strahlt nicht nur Ruhe und Besonnenheit aus, er hat auch das nötige Fachwissen. Nach seiner Ausbildung zum Zierpflanzengärtner hat er Geoökologie mit Schwerpunkt Pflanzenschutz studiert. Seit Jahren arbeitet er in dem Pflanzencenter „Der Holländer“ in Berlin. Das Pflanzencenter mit zwei Standorten, am Olympiastadion und in Treptow, wurde tatsächlich von einem Holländer gegründet. 

Er heißt Godfried Seelen und ist schon seit Jahrzehnten im Pflanzengeschäft. Anfangs hat er aus dem Transporter heraus seine Pflanzen verkauft. Klappe auf, Pflanze raus, fertig. Heute sind seine Pflanzencenter regelrechte Wohlfühloasen, in denen der Kunde auf geschwungenen Wegen durch üppig blühende Hortensien und Oleander schlendern kann. Ökologie und biologisches Gärtnern liegen ihm am Herzen und dazu gehören gesunde Pflanzen. Denn je gesünder und widerstandsfähiger die Pflanze, desto weniger muss der Mensch mit Pflanzenschutzmitteln eingreifen. 
 
Patienten in der ambulanten Krankenstation © Gartenradio.fm
Gärtnern ist das einfachste der Welt, solange bis es schief geht

Weil Godfried Seelen und Jenne Packwitz immer wieder feststellen mussten, dass viele Garten- und Balkonbesitzer nicht das nötige Wissen mitbrachten, wie man Pflanzen optimal versorgt, richteten sie im Jahr 2007 den Pflanzendoktor-Service ein. Beratung wird seitdem groß geschrieben. In einer Ecke des Gartencenters wurde ein "Sprechzimmer" eingerichtet. Dorthin kann jeder kommen und um Rat fragen. Und wem der Weg zu weit, oder zu beschwerlich ist, der kann eine Mail schreiben oder ein Bild schicken und sich Rat erbeten. Die Diagnose ist kostenlos. Nur wenn Jenne Packwitz in sein gelbes Pflanzendoktormobil steigt und Hausbesuche macht, wird ein Honorar für die Visite fällig. 

Doch wichtiger als Diagnose und Therapie ist Packwitz und Seelen immer noch das Vorbeugen. Deshalb kann man sogar eine Art „Krankenversicherung“ beim „Holländer" abschließen. In der Saison von März bis November kommt der Pflanzendoktor einmal pro Monat vorbei und kontrolliert, ob der Garten in allen Bereichen gut mit Nährstoffen und Wasser versorgt ist, oder ob Schädlinge und Pilze lauern.   
 
Das "Sprechzimmer" vom Pflanzendoktor © Gartenradio.fm
Pflanzendoktoren werden immer beliebter

Mittlerweile kümmern sich in Deutschland mehrere Hundert Pflanzendoktoren um grüne Patienten auf der Terrasse, im Garten oder in den Wohnzimmern. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt, aber wer an mehrtägigen Kursen teilnimmt, kann sich „behördlich“ zertifizieren lassen. Die Gartenakademie Rheinland-Pfalz bietet seit Jahren solche Kurse an, aber auch in Sachsen und Baden-Württemberg wurde nachgezogen. In der Regel lässt sich Fachpersonal, also Gärtner, Gärtnermeister oder Gartenbauingenieure, zum Pflanzendoktor ausbilden.

Jenne Packwitz hat schon als Pflanzendoktor praktiziert, als es diese Kurse noch gar nicht gab. Inzwischen hat er es sogar schon bis zum Oberarzt gebracht. Denn er koordiniert die Arbeit von mittlerweile vier Pflanzendoktoren, die beim "Holländer" praktizieren. Die Kunden nehmen den Service an. In Stoßzeiten kommen bis zu 15 besorgte Gärtner mit Zweigen, Blättern und Fotos – pro Stunde.

So gesund sehen die Pflanzen beim "Holländer" normalerweise aus © Gartenradio.fm
Wie es auf so einer Visite im Pflanzencenter und beim Hausbesuch zugeht, warum es bald vielleicht das erste „Krankenhaus“ für Pflanzen gibt und warum ein Pflanzendoktor auch mal streng sein muss, hören Sie in der Sendung.

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