Die Kräuter der Almen
Wer auf dem Salzburger Almenweg wandert, den erwarten oft sanfte Wege, reichlich Genuss und eine Kräuterexpertin.
Hinauf auf die Almen
Von der Salzach bei Pfarrwerfen geht es hinauf, heraus aus dem Tal und hinein in die Berge am Hochkönig. Auf 600 Meter startet der Salzburger Almenweg, richtig oben ist man dann bei der Mitterfeldalm auf 1600 Meter Höhe. Es geht also spürbar hoch und so verlangsamen sich die Schritte alsbald von selbst. Stehen bleiben, Atem holen, Wasser schöpfen, der Blick zurück auf Tal und Autobahn, dann die Wegkurven hinein in den Wald und in die Stille.
Jeder Schritt lohnt. Aus dem Forstweg wird ein Pfad durch sommerliche Wiesen, Hochmoor und lichten Wald. Arnika streckt unter der Augustsonne dem Wanderer immer wieder seine gelben Blüten entgegen und die ebenso gelben Wegweiser geben die Zeit vor. Das ist sinnvoller als die Angabe der Weglänge, denn für manch kurze Wegstrecke braucht es oft lang. So wie kurz vor dem ersten Ziel - es geht hier halt noch steil hinauf auf den Trampelpfaden der Kühe.
Dann aber Ankunft, Ausblick, Jause an der Mitterfeldalm, Treffpunkt vieler Wanderer, die von hier ins Felsmassiv des Hochkönigs starten oder eben den Almenweg wählen, der sich von nun an sanft durch Kuhwiesen schlängelt, Bachtäler und kleine Geröllfelder überwindet, unter schattigen Bäumen hindurchführt, und den Blick immer wieder frei gibt auf die nächste Almhütte. So sind die kleinen Köstlichkeiten und Erfrischungen der Almbauern, die vieles hier oben selbst herstellen, nie weit entfernt.
Rastplatz Almhütte
Zeit sollte man sich nehmen auf dem Salzburger Almenweg, Zeit zum Gehen, Staunen, Durchatmen und immer wieder Rasten. Auf den bewirtschafteten Hütten - auf dem gesamten Salzburger Almenweg sind das weit über 100 - siedet die Brühe für frische Knödel, die Buttermilch und der Käse zum Vesperbrot stammen von den Kühen, die gerade vorbei stampfen, und natürlich gibt es Kräutersirup mit Gebirgswasser, Obstler und auch ein Bier im Kühlschrank steht bereit.
Und gern geben die Almwirte Auskunft und erzählen. So wie Traudi Aigner. Sie ist seit zwei Jahrzehnten jeden Sommer auf der Molterau Hütt’n, während ihr Mann den Hof im Tal bewirtschaftet. Neben all der tagesfüllenden Arbeit mit Kühen, Hühnern, Mist und dann der Almwirtschaft samt Kochen, Backen, Käsen, genießt sie Tag für Tag das erste Frühstück allein in der Früh und liebt überhaupt ihre Arbeit heroben. Die Gäste lieben derweil ihre Kaspressknödelsuppe, die man hier keineswegs verpassen sollte (und nicht nur hier).
Käse aus der rohen Milch reift auch in der Schweizer Hütte am Arthurhaus, hier wird donnerstags das berühmte Käsefondue serviert. Im Käsekeller reift derweil Camenbert, Sauerkäse, Frischkäse und natürlich der Pinzgauer, den es hier überall gibt, der aber auf jedem Hof anders schmeckt, denn der jeweilige Käsekeller prägt den Geschmack.
Kräuterwanderung mit Silvia
Und an der Schweizer Hütte ist auch Gelegenheit, Silvia Wieser zu treffen, Wanderführerin und Kräuterexpertin und überhaupt Expertin für die regionale Geschichte, Geologie und Botanik am Hochkönig.
Wer hier oben nicht nur die Aussichten genießt, sondern auch mal den Wegrand in den Blick nimmt, der entdeckt, dass der Almenweg eigentlich auch ein Kräuterwanderweg ist. Viele Heilkräuter wachsen dort, tanken die Sonne des Sommers, aber verstecken sich auch gern, klein wie sie sind. Das „Genauer-Hinschauen“ will gelernt sein. Und am besten lernt man das unter sachkundiger Führung.
Und so geht es dann für einen halben Tag mit Silvia über die Almwiesen, ständig zupft und zeigt sie, erklärt und erzählt: Von Brennnesseln und Augentrost, Goldrute und Ampfer, von Tees und Sirup, sie verrät wie man selbst köstlichen Himbeeressig herstellt und auch, welche Rolle die Kräuter in ihrem Leben spielen.
Zu hören in dieser neuen Folge von Gartenradio.fm
Infos:
Die erwähnten Hütten liegen am Weg auf Etappe 1 und 2 des Salzburger Almenwegs, die entlang des Hochkönigmassivs führen. Übernachten kann man u.a. auf der Mitterfeldalm, im Arthurhaus, in der Erichhütte. Für Familien mit kleineren Kindern ist etwas weiter unten die Dientalm sehr zu empfehlen, die ebenfalls im Sommer Zimmer anbietet.
Und ebenfalls ein Tipp für Familien: Am Hochkönig gehören dreizehn Hütten zu den sogenannten „Kräuteralmen“. Wer dorthin wandert und etwas verkostet, bekommt einen Aufkleber in den Kräuterpass. Für sieben Aufkleber gibt es dann zur Belohnung die Kräuterkiste, gefüllt mit Köstlichkeiten der Kräuteralmen.