Blümchensex
Nichts bleibt in diesen Zeiten wie es ist? Doch! Das Programm in der Natur läuft - es steht auf Fortpflanzung. Und das Liebesleben der Pflanzen ist voller rauschhafter Verführungskunst.
Wer mit wem? Die Frage ist auch im Pflanzenreich eine komplizierte und gleichzeitig höchst unterhaltsame Angelegenheit. Die Partner-Palette ist breit gefächert. Artgenossen kommen in Frage, tierische Sexualpartner, ja sogar Wetterphänomene gehören dazu. Und sollte sich einmal gar kein Partner finden, dann können einige Pflanzen mit Plan B die Fortpflanzung in Eigenregie gestalten.
Ich bin hier!!!
Ein Grund für diese Vielfalt in der Partnerwahl klingt banal, liegt aber im ureigensten Wesen der Pflanze. Sie kann sich nicht bewegen. Also müssen vor allem Blütenkavaliere, wie Bienen, Hummeln oder Falter angelockt und regelrecht verführt werden. Dafür haben sich Pflanzen einiges „einfallen“ lassen. Mit Farben, Formen und Düften wird geworben, getäuscht, betrogen und bestochen.
Parfümeur statt Charmeur
So bringt eine Orchideenart eine männliche Prachtbiene mit ihrem Duft dazu, von Blüte zu Blüte zu fliegen. Dabei sammelt die Prachtbiene an mehreren Blüten einen Duftcocktail und dieser betörende "Schatz" verstärkt wiederum die sexuelle Attraktivität des Prachtbienen-Männchens. „Das ist ähnlich wie beim Menschen,“ meint Professor Stefan Schneckenburger, der Leiter des Botanischen Gartens in Darmstadt. „Da kommt ein Porsche auch besser an als ein 2CV. Und ein Prachtbienenmännchen, das einen Duftcocktail aus vielen Blüten gesammelt hat, zeigt den Damen, dass es ein fitter Partner ist“.
Fortpflanzung und Defloration
Sprachlich ist die Sexualität bei Pflanzen und Menschen erstaunlich eng verwoben. Auch beim Menschen spricht man von Fortpflanzung oder Defloration. Pflanzen sind bis heute Symbole für Fruchtbarkeit, Liebe, Vergnügen und Sexualität. Die liebesschwangere Bedeutung roter Rosen verstehen wir wortlos, und die Zeile des Comedian Harmonist Klassikers: „Veronika der Spargel wächst“ bringt mit der leicht frivolen Anspielung allgemein verständlichen Humor in das Lied.
Männlich/Weiblich
Die Sexualität der Pflanzen zu entschlüsseln war nicht einfach. Über Jahrhunderte hatten Wissenschaft und Religion den Pflanzen jegliche Sexualität sogar abgesprochen. Erst im 17. Jahrhundert kam man ihr auf die Spur. Tatsächlich ist die Sexualität der Pflanzen das komplizierteste Thema in der Botanik, meint Schneckenburger. Das liegt unter anderem an der Unterscheidung zwischen männlich und weiblich, die je nach Pflanze ganz unterschiedlich aussehen kann.
Mit welchen raffinierten Verführungskünsten die Pflanzen ihre Bestäuber in regelrechten Rausch versetzen, warum wir heute noch von Fortpflanzung sprechen, wenn es um den Menschen geht, und welche Schnittblume bis heute das Geheimnis hütet, wer ihr Sexualpartner ist – hören sie in der Sendung.
Keine Folge verpassen?!
Wenn sie keine Folge verpassen möchten, abonnieren Sie den Podcast, auf Apple Podcasts, Spotify, Google Podcasts oder dem Podcatcher Ihres Vertrauens. Noch nie einen Podcast abonniert? Eine Videoanleitung finden Sie hier.
Buchtipp:
Wer unterhaltsam und verständlich mehr darüber lesen möchte, wie seit der Antike über die Fortpflanzung der Pflanzen geforscht und gestritten wurde, kann das in der unverblümten Kulturgeschichte von Fleur Daugey „Das Liebesleben der Pflanzen“ nachlesen. Die Verführungskünste der Pflanzen in Text und Bild liefert Angela Overys in ihrem sinnenfrohen Buch : Sex im Garten.