Hamlet, Lear und Entengrütze - Die Rolle der Pflanzen bei Shakespeare
"Es gibt keine so alten Edelleute als Gärtner" Hamlet, 5. Akt, 1. Szene
Als William Shakespeare im Jahr 1564 in Stratford upon Avon zur Welt kam, herrschten aus gärtnerischer Sicht bewegte Zeiten. Sir Francis Drake segelte um die Welt, Walter Raleigh brach nach Südamerika auf, um neue Welten zu erkunden, berühmte und weniger berühmte Abenteurer brachten Gold und Silber, aber auch Pflanzen aus den entlegensten Winkeln der Erde in die „alte“ Welt.
Kapuzinerkresse - Studentenblume - Hibiskus
Die Kapuzinerkresse kam aus Peru, die Studentenblume aus Mexico und der Hibiskus aus Asien in die mitteleuropäischen Gärten. Das Volk ernährte sich von selbstgezogenem Obst und Gemüse und der Adel prahlte mit seinen Gärten. Henry VIII. gab Unsummen für Parks und Gärten aus. Man liebte die Ordnung in Elisabethanischer Zeit, und das spiegelte sich in den Gärten wieder. Labyrinthe, Hecken, Lauben und Aussichtspunkte gaben den Anlagen Struktur.
Shakespeare - ein Mann vom Land
William Shakespeare lebte zwar in London, pendelte aber zwischen seinem Wohnort und seinem Heimatort hin und her. Schließlich besaß er in Stratford upon Avon Ländereien, die er verpachtete. „Da musste er wissen, was man aus dem Land rausholen kann, damit man nicht über den Tisch gezogen wurde“, sagt Dr. Stefan Schneckenburger, Leiter des Botanischen Gartens Darmstadt. Er hat zum 400. Todesjahr von William Shakespeare (1616) die Ausstellung Garten=Theater – die Pflanzen bei Shakespeare konzipiert, und ihre „Auftritte“ in seinen Werken ausfindig gemacht.
120 Pflanzen finden sich in seinen Werken
Immerhin rund 120 Pflanzen spielen mal größere, mal kleinere Rollen in den Werken. Die Alraune, der Liebesbaum, die Mispel, das Bilsenkraut oder der Lolch. Und selbst die Herrscher müssen in seinen Stücken ihr Handeln für Volk und Land am Geschick der Gärtner messen lassen.
Oh welch ein Jammer es ist,
dass er nicht Sein Land so eingerichtet und gepflegt,
wie wir den Garten!
Richard II, 3 Akt. 5 Szene
Schlag nach bei Shakespeare?!
Nicht unbedingt. Denn da gibt es botanisch einiges, was noch im Dunkeln lag. Das Wissen dieser Zeit wurde 1597 von John Gerard in einem umfangreichen „Kräuterbuch“ (The Herball or Generall Historie of Plants) zusammengefasst. Das scheint Shakespeare gekannt und benutzt zu haben, wie das Beispiel der Entenmuschel zeigt. Die Geschichte eines Missverständnisses, die Stefan Schneckenburger auch für seine Ausstellung ausgewählt hat.
John Gerard glaubte, dass Entenmuscheln, die sich an Bäumen und Ästen festsetzen, zur Pflanze gehören. Die Krebstierchen, die in ihr leben, hielt er für Enten. In seinem Kräuterbuch beschrieb er deshalb den Entenmuschelbaum als ein Mischwesen aus Flora und Fauna.
Bei Shakespeare befürchtet im „Sturm“ prompt der Sklave Caliban von seinem Meister, dem Magier Prospero, in einen Entenmuschelbaum verwandelt zu werden.
Ausstellung und Informationen
Der Katalog zur Ausstellung, den Stefan Schneckenburger gemeinsam mit der Grafikern Doris Franke zusammengestellt hat, ist leider vergriffen. In den meisten Botanischen Gärten ist die Ausstellung nicht mehr zu sehen, in der Flora in Köln ist sie allerdings noch bis zum 1. November 2016 verlängert.
Mehr über Shakespeares Pflanzen und Gärten erfährt man in „Shakespears Gärten“ - einem kenntnisreichen und üppig bebildertem Buch für Literatur- und Garten-Liebhaber.
Was das Bilsenkraut mit Hamlets Tod zu tun hat, wie der Lolch auf dem Kopf eines Königs landet, warum die Mispel in Romeo und Julia für deftige Späße sorgt und wie es die Entengrütze auf die Theaterbühne geschafft hat - hören Sie in der Sendung.
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